Der Cutdown Day kam und ging – und das ohne größere Überraschungen für die Patriots bis zur Deadline am Dienstag um 22 Uhr deutscher Zeit.
Obwohl im Vorfeld der Kaderentscheidungen einige Trade-Gerüchte kursierten, blieb es am Dienstag ruhig: Die Patriots haben keine namhaften Spieler abgegeben. Stattdessen bleiben etablierte Verteidiger wie Kyle Dugger und Anfernee Jennings Teil des Teams. Auffällig: Die Patriots starten mit gleich acht Wide Receivern – eine Positionsgruppe, die sich in den kommenden Wochen noch weiter sortieren dürfte.
Wichtig zu wissen: NFL-Kader sind nie in Stein gemeißelt. Bis Mittwochmittag (18 Uhr deutscher Zeit) können Teams Spieler von der Waiver-Liste verpflichten – diese müssen dann direkt in den 53-Mann-Kader aufgenommen werden. Anschließend können die Teams ihre Practice Squads mit bis zu 16 Spielern auffüllen. Das bedeutet: Besonders am unteren Ende des Kaders bleibt noch einiges in Bewegung.

Quarterbacks (2): Drake Maye, Joshua Dobbs
Nachdem Third-String-Quarterback Ben Wooldridge in der ersten Entlassungswelle aussortiert wurde, setzen die Patriots vorerst auf eine klassische Besetzung auf der Quarterback-Position. In seinem zweiten Jahr in der NFL ist Drake Maye als Starter gesetzt, während Joshua Dobbs als erfahrener Backup in der Free Agency verpflichtet wurde, um dem jungen Spielmacher zur Seite zu stehen. Bereits im März war absehbar, dass dieses Duo in die Saison gehen würde. Allerdings verlief der Sommer für Dobbs eher durchwachsen, und Wooldridge konnte sich nicht nachhaltig für mehr Spielzeit empfehlen – was hinter Maye eine gewisse Unsicherheit hinterlässt. Angesichts dieser Situation könnten die Patriots noch einen dritten Quarterback mit NFL-Erfahrung ins Team holen. Da mehrere Teams mit vier Quarterbacks ins Camp gegangen sind, gibt es auf dem Markt durchaus Optionen.
Running Backs (3): Rhamondre Stevenson, Antonio Gibson, TreVeyon Henderson
Nach einem herausragenden Sommer ihres Zweitrundenpicks TreVeyon Henderson starten die Patriots mit drei Running Backs in die Saison. Henderson hat früh angedeutet, dass er ein außergewöhnliches Talent ist und passt ideal zu Rhamondre Stevenson, der als Early-Down-Back gesetzt ist. Antonio Gibson könnte ebenfalls eine Rolle spielen – sowohl als Entlastung für das Duo Henderson/Stevenson als auch als Kick-Returner. Sollte Stevensons Problem mit Ballverlusten erneut auftreten, könnte Gibsons Einsatzzeit deutlich steigen.
Henderson wird ein zentraler Faktor in der Patriots-Offense sein – sowohl im Laufspiel als auch als Passfänger. Entscheidend wird sein, seine Einsatzzeiten klug zu steuern, um den Rookie über die Saison hinweg frisch zu halten. Aus dieser Perspektive ergibt eine Rollenverteilung wie bei den Detroit Lions Sinn: Stevenson übernimmt die Rolle von David Montgomery, während Henderson ähnlich wie Jahmyr Gibbs eingesetzt wird.

Wide Receiver (8): Stefon Diggs, Mack Hollins, DeMario Douglas, Kayshon Boutte, Kyle Williams, Efton Chism III, Javon Baker, Kendrick Bourne
Injured Reserve: Ja'Lynn Polk (Saison-Aus)
Die Patriots gehen mit einer ungewöhnlich großen Receiver-Gruppe in die Saison – mit Baker und Chism, die sich ihren Platz im Kader gesichert haben. Außerdem startet Kendrick Bourne trotz längerer Trainingspause auf dem aktiven Roster.
Beginnen wir mit dem undrafted Rookie: Es bestand kaum Zweifel daran, dass Efton Chism III den Sprung ins Team schaffen würde – spätestens nach seiner starken Leistung im zweiten Preseason-Spiel mit sechs Catches für 71 Yards und einem Touchdown (davon vier Catches, 63 Yards und ein TD in einem einzigen Drive). Chism überzeugt durch seine Fähigkeit, sich schnell freizulaufen, in Zonen zu arbeiten und Plays konsequent zu Ende zu bringen – ein idealer Fit für die Slot Receiver-Rolle in McDaniels' Offense.
Javon Baker, ein ehemaliger Viertrundenpick, sicherte sich seinen Platz im Kader vor allem durch seine Entwicklung im Special Teams. Als Gunner in der Punt-Coverage könnte er direkt Einfluss nehmen, während er sich als Receiver weiterentwickelt. Ob alle sieben aktiven Receiver langfristig im Kader bleiben, bleibt abzuwarten – doch bei Bekanntgabe des Rosters war klar, dass Baker und Chism gesetzt sind.
Die kleine Überraschung: Kendrick Bourne, der seit dem 1. August nicht mehr trainiert hat, startet dennoch auf dem aktiven Roster. Bourne galt als Kandidat für die Injured Reserve zum Saisonstart. Sollte es zu Verletzungen oder Leistungsschwankungen im Receiver-Corps kommen, steht Bourne bereit – in einer Offense, die er aus seiner Zeit mit McDaniels 2021 bestens kennt (55 Catches, 800 Yards, 5 TDs).
Zwar bleiben Fragen zur Top-End-Qualität der Receiver bestehen, doch die Patriots gehen mit deutlich mehr Tiefe in die Saison als in den vergangenen Jahren.
Tight Ends (3): Hunter Henry, Austin Hooper, Jack Westover
Mit mehreren Kandidaten im Rennen um den dritten Tight-End-Platz konnte sich Jack Westover im Training Camp durchsetzen – hinter den etablierten Passfängern Hunter Henry und Austin Hooper. Ausschlaggebend war vermutlich Westovers Vielseitigkeit, die ihm gegenüber anderen Optionen im Kader einen Vorteil verschaffte.
Nachdem Fullback Brock Lampe bereits im Sommer auf die Injured Reserve gesetzt wurde (Saison-Aus), übernahm Westover zunehmend Aufgaben als Fullback – inklusive Lead-Blocking – zusätzlich zu seiner Rolle als klassischer Tight End. Da McDaniels' Offenses traditionell mit einem Fullback arbeiten, scheint Westover diese Rolle nun zu übernehmen, während Henry und Hooper weiterhin als zentrale Anspielstationen im Passspiel fungieren.
Ein Name, den man im Auge behalten sollte: FB Jakob Johnson wurde kürzlich von den Houston Texans entlassen. Aufgrund seiner Vergangenheit mit McDaniels und seinem Profil als klassischer Fullback könnten die Patriots an einer Verpflichtung von Johnson interessiert sein.
Offensive Line (9): Will Campbell, Jared Wilson, Garrett Brabdury, Mike Onwenu, Morgan Moses, Marcus Bryant, Ben Brown, Vederian Lowe, Caedan Wallace
Auch wenn sich die Startformation in den letzten Trainingseinheiten zunehmend herauskristallisierte, war das Trainingscamp der Patriots von intensiven Positionskämpfen in der Offensive Line geprägt. Am Ende scheint sich folgende Starting Five für Woche 1 abzuzeichnen: LT Will Campbell, LG Jared Wilson, C Garrett Bradbury, RG Mike Onwenu und RT Morgan Moses. Rookie Jared Wilson übernimmt die Rolle des Left Guards, während Veteran Garrett Bradbury als Center startet.
Auch die Backup-Positionen wurden im Camp hart umkämpft. Auf Tackle sicherten sich Seventh-Round-Pick Marcus Bryant und Rückkehrer Vederian Lowe die Tiefe hinter den Startern – mit Bryant aktuell als Favorit für die Rolle des Swing Tackles. Im Zentrum der Line gilt Ben Brown als Top-Backup, da er flexibel auf allen drei Interior-Positionen eingesetzt werden kann. Caedan Wallace, ein ehemaliger Drittrundenpick, zeigte spät im Camp Fortschritte und bleibt als Entwicklungsprojekt mit Guard/Tackle-Flexibilität im Kader.
Bemerkenswert: Cole Strange, einstiger Erstrundenpick (Nr. 29 im Draft 2022), hat es nicht in den finalen Kader geschafft. Strange startete in den letzten drei Jahren 29 Spiele und bekam im Camp erneut Chancen auf Guard und Center – wurde jedoch von Brown verdrängt. Die Patriots gehen mit vier neuen Startern in der Offensive Line in die Saison, und auch die Tiefe hinter den Startern wurde von Head Coach Mike Vrabel und seinem Team neu strukturiert.
Defensive Line (5): Christian Barmore, Milton Williams, Khyiris Tonga, Jeremiah Pharms, Joshua Farmer
In der Interior Defensive Line gab es keine großen Überraschungen. Christian Barmore und Milton Williams werden als zentrale Playmaker in der Patriots-Front erwartet, während Khyiris Tonga im Sommer mit einem vielseitigeren Skillset überzeugte als ursprünglich angenommen. Zwar wurde Tonga als klassischer Run-Stuffer verpflichtet – und diese Rolle bleibt auch seine Hauptaufgabe – doch er zeigte in der Preseason auch als Bull-Rusher im Pass Rush positive Ansätze.
Barmore, Tonga und Williams bilden die Kernrotation auf den Interior-Positionen. Jeremiah Pharms und Joshua Farmer ergänzen die Gruppe als Backups. Farmer, ein Fünftrundenpick im NFL Draft 2025, machte mit drei Pressures und drei Run-Stuffs in der Preseason auf sich aufmerksam. Der ehemalige Florida-State-Spieler bringt außergewöhnliche Länge und Power mit, um die Pocket zu attackieren. Mit weiterer Entwicklung könnte Farmer eine solide Rotationsrolle in der Defensive Line übernehmen.
Edge Defender (5): Harold Landry, K'Lavon Chaisson, Keion White, Anfernee Jennings, Elijah Ponder
Laut mehreren Berichten waren die Patriots offen für einen möglichen Trade von Edge-Setter Anfernee Jennings, der nicht als idealer Fit für das aggressivere Defense System unter Head Coach Mike Vrabel gilt. Ob an den Gerüchten etwas dran war oder nicht – Jennings steht im ersten Kader der Patriots, was aus Sicht der Kader-Tiefe durchaus Sinn ergibt.
Wie einige andere Verteidiger im Team passt Jennings besser zum vorherigen Spielsystem. Es ist gut möglich, dass Vrabel im Laufe der Saison gezielt Spieler verpflichtet, die besser zu seiner Philosophie passen. Bis dahin bleibt Jennings ein solider Edge Defender, der in der Preseason gegen schwächere Konkurrenz überzeugte (drei Sacks, sechs Stops) und auch in der vergangenen Saison als Starter verlässlich war (31 Pressures, 41 Stops).
Chaisson, Landry und White werden voraussichtlich die meisten Snaps auf Edge spielen. Sollte Bedarf entstehen, ist Jennings eine verlässliche Option. Und: Elijah Ponder, ein undrafted Rookie, sicherte sich durch eine starke Camp-Leistung einen Platz im Kader. Wie viel Spielzeit er in der Defense bekommt, bleibt abzuwarten – doch als Special-Teamer könnte Ponder in seiner ersten NFL-Saison direkt eine wichtige Rolle übernehmen.
Linebacker (4): Robert Spillane, Christian Elliss, Jack Gibbens, Marte Mapu
Injured Reserve: Jahlani Tavai (mit Rückkehr-Option)
Da Veteran Jahlani Tavai die Saison auf der Injured Reserve beginnt, öffneten seine Verletzung und der Positionswechsel von Marte Mapu zum Linebacker die Tür für dessen Platz im Kader. Mapu zeigte erste starke Ansätze beim Preseason-Sieg gegen die Vikings und sicherte sich seinen Spot endgültig durch eine auffällige Leistung im letzten Vorbereitungsspiel. Der Drittrundenpick aus dem Jahr 2023 hat sich in der Blockauflösung auf der zweiten Verteidigungsebene verbessert, doch vor allem seine Fähigkeiten in der Passverteidigung und in den Special Teams machen ihn wertvoll für den Kader.
Als ehemaliger Nickel-Safety bringt Mapu die nötige Vielseitigkeit mit, um auch anspruchsvollere Coverage-Aufgaben zu übernehmen – etwa gegen Pass-catching Running Backs oder athletische Tight Ends. Für Woche 1 wird erwartet, dass Elliss als Weakside Linebacker (WLB) und Spillane als Middle Linebacker (MIKE) starten. Gibbens könnte bei kurzen Yardage-Situationen als Run-Stuffer eingesetzt werden, während Mapu bei Passing Downs aufs Feld kommt. Beide Reserve-Linebacker gelten zudem als zentrale Bausteine der Special Teams in dieser Saison.

Cornerbacks (5): Christian Gonzalez, Carlton Davis, Marcus Jones, Alex Austin, DJ James
Zwei Spieler, die im Camp besonders auf sich aufmerksam machten – Alex Austin und DJ James – sicherten sich die letzten beiden Plätze im Cornerback-Room, nachdem Davis und Gonzalez im Sommer nur eingeschränkt trainieren konnten. Austin, der bereits 2023 zum Team stieß, kämpfte sich im Camp in die Rotation der Top-3-Cornerbacks.
Die Coaches betonten öffentlich, dass das neue Defensivsystem verstärkt auf einen "Big Nickel"-Verteidiger setzt. Der 6'1" große Austin könnte sich diese Rolle mit Slot-Corner Marcus Jones teilen – je nach Matchup. Wenn die Patriots beispielsweise gegen größere Slot-Receiver oder Pass-catching Tight Ends antreten, könnte Austin diese Aufgaben übernehmen, während Jones gegen schnelle, wendige Slot-Spieler eingesetzt wird. Austin wird weiterhin auch als Outside Corner eingesetzt, hat aber gezeigt, dass er flexibel auch innen spielen kann.
Zum Abschluss: Siebtrundenpick Kobee Minor gehört zu den beiden Patriots-Draftpicks, die am Cutdown Day entlassen wurden – neben Fünftrundenpick Bradyn Swinson.

Safeties (5): Jabrill Peppers, Craig Woodson, Jaylinn Hawkins, Kyle Dugger, Dell Pettus
Kyle Dugger war einer der Spieler, über die kurz vor dem Cutdown Day Trade-Gerüchte kursierten. Der erfahrene Safety rutschte im Sommer in der Depth Chart nach unten – bedingt durch Scheme-Anpassungen und seine Rückkehr nach einer Sprunggelenks-OP in der Offseason. Im neuen System der Patriots müssen Safeties mehr Raum in der Tiefe abdecken, statt wie bisher hauptsächlich nahe der Line of Scrimmage zu agieren. Möglicherweise sieht der Coaching Staff Dugger und Peppers als zu ähnlich – beide sind physische starke Safeties, die ihre Stärken näher an der Line haben.
Überraschend: Peppers spielte im letzten Preseason-Spiel 21 Snaps, obwohl die meisten Starter geschont wurden. Der Grund: Die Coaches wollten ihn neben Rookie Craig Woodson sehen, der zuletzt auch mit Jaylinn Hawkins in den Trainingsreihen stand. Basierend auf den Eindrücken aus dem Camp dürfte das Safety-Trio aus Hawkins, Peppers und Woodson bestehen – Dugger geht zunächst als Backup in die Saison.
Wie bereits bei Anfernee Jennings erwähnt: Ein Abgang von Dugger wäre zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht. Wenn er fit ist, hat er definitiv das Niveau eines Starters.
Special Teams (4): Andy Borregales, Bryce Baringer, Julian Ashby, Brenden Schooler
Die Patriots starten mit einem Rookie-Kicker und einem Rookie-Long-Snapper in die Saison. Sechstrundenpick Andy Borregales setzte sich im Sommer in einem engen Duell gegen Parker Romo durch. In den letzten Trainingswochen deutete sich bereits an, dass Borregales die Nase vorn hat – er übernahm die meisten Kicking-Aufgaben, beginnend mit den gemeinsamen Einheiten in Minnesota.
Allerdings: Borregales verfehlte zwei Field Goals aus 49 und 57 Yards und beendete die Preseason mit einer Quote von 3/5. Romo zeigte insgesamt eine starke Vorbereitung. Da Romo erst durch die Waiver-Liste muss, bevor er ins Practice Squad zurückkehren kann, besteht die Möglichkeit, dass die Patriots ihn im letzten Preseason-Spiel bewusst nicht eingesetzt haben, um ihn "zu verstecken". Idealerweise kehrt Romo ins Practice Squad zurück – als Absicherung für die Saison.

Originalartikel von Evan Lazar auf patriots.com