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So funktioniert das Transferfenster in der NFL

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Frohes neues Jahr! Wer denkt, dass dieser Gruß ungefähr zweieinhalb Monate zu spät kommt, kann aus den folgenden Zeilen noch ordentlich NFL-Angeberwissen mitnehmen. In der National Football League findet der Jahreswechsel nämlich Mitte März statt – und liefert direkt ein heißes Transferspektakel mit.

Pünktlich zum Start der Free Agency mit dem neuen Liga-Jahr beginnt die Jagd auf die begehrtesten vertragslosen Spieler – und so läuft das Wettbieten ab.

So funktioniert die Free Agency

Zunächst zum Begriff: Free Agency kommt von Free Agent – und als solche werden Spieler bezeichnet, deren Vertrag zum Ende des Liga-Jahres Mitte März ausläuft. Diese Spieler sind dann vertragslos und können sich nach einem neuen Team umsehen. Doch dabei gilt es einige Regeln zu beachten – vor allem auf Seiten der NFL-Teams, die sich um die begehrtesten Spieler ohne Vertrag reißen.

Die NFL legt genau fest, ab wann die Teamverantwortlichen mit bald vertragslosen Spielern (und deren Agenten) in Kontakt treten dürfen. Zwei Tage vor Beginn des neuen Liga-Jahres und der Free Agency beginnt deshalb die sogenannte Legal Tampering Period. In diesem zweitägigen Verhandlungsfenster dürfen die Franchises ihren Wunschspielern Angebote unterbreiten und sich grundsätzlich mit diesen auf einen Vertrag einigen.

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Offiziell und unterschrieben werden dürfen diese Verträge aber erst mit Beginn des neuen Liga-Jahres – 2023 ist das am 15. März um 21 Uhr deutscher Zeit.

Aber Achtung: Die oben beschriebene Regelung gilt nur für Unrestricted Free Agents. Es gibt aber noch zwei andere Arten von Free Agents: Restricted Free Agents und Exclusive Rights Free Agents. Diese drei unterscheiden sich wie folgt:

  • Unrestricted Free Agents (UFA): Spieler, die 4 oder mehr Saisons in der NFL* absolviert haben, können über ihren nächsten Arbeitgeber frei entscheiden, sobald ihr Vertrag ausläuft. 
  • Restricted Free Agents (RFA): Spieler, die 3 Saisons in der NFL* absolviert haben, können von ihrem bisherigen Team mit einem Preisetikett (Draftpick) versehen werden. Andere Teams können mit so einem Spieler verhandeln, müssen aber auch den jeweiligen Draftpick an sein bisheriges Team bezahlen, wenn sie ihn haben möchten. Sein bisheriges Team hat immer das letzte Wort und kann mit einem angebotenen Vertrag gleichziehen.
  • Exclusive Rights Free Agents (ERFA): Spieler, die maximal 2 Saisons in der NFL* absolviert haben, können nur dann wechseln, wenn ihr bisheriges Team sie ausdrücklich nicht mehr haben möchte. Bietet das bisherige Team ihnen aber einen Einjahresvertrag zu den günstigsten Konditionen an, müssen sie diesen Vertrag annehmen.

* Eine Saison gilt als absolviert, sobald der Spieler in sechs Saisonspielen einsatzberechtigt war. Wichtig ist zudem, dass der Spieler zu Beginn der Saison das Trainingslager seines Teams absolviert hat.

Jeder Cent zählt: Alles zum Salary Cap

Um Spieler unter Vertrag zu nehmen, geben NFL-Teams viel Geld aus. Von der Liga wird jedoch vorgegeben, wie viel Geld jedes der 32 Teams maximal für seine Spielerverträge ausgeben darf – der Salary Cap, auf deutsch: Gehaltsobergrenze.

Jedes Jahr legt die NFL die Höhe des Salary Cap neu fest. In der Regel steigt die Gehaltsobergrenze von Saison zu Saison. Seit ihrer Einführung zur Spielzeit 1994 ($34,6 Millionen) bis zur Saison 2023 ($224,8 Millionen) hat sich die Summe rasant gesteigert – mit Ausnahme eines pandemiebedingten Rückgangs in der Saison 2021.

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Mit Beginn des neuen Liga-Jahres greift der Salary Cap – dann müssen alle Teams die festgelegte Obergrenze beachten. Wird der Salary Cap überschritten, so erhalten die jeweiligen Mannschaften Strafen, die von Geldstrafen bis zum Verlust von Draftpicks reichen können. Sollte ein Team zum Ende des vorherigen Liga-Jahres unter der Gehaltsobergrenze liegen, darf es den Differenzbetrag ins neue Liga-Jahr übertragen. 

Das war dir nicht ausführlich genug? Im Detail findest du hier alles zum Salary Cap.

Die wichtigsten Begriffe in NFL-Spielerverträgen

Damit du in den Tagen der Free Agency immer ein Wörtchen mitreden kannst, wenn es um fette Verträge, Neuverpflichtungen und Abgänge geht, kommen hier die wichtigsten Fachbegriffe aus dem NFL-Vertragswesen:

Garantiertes vs. nicht garantiertes Gehalt
Die wichtigste Zahl in der Gesamtsumme eines Vertrags ist das garantierte Gehalt. Diese Summe muss dem Spieler – wie der Name schon sagt – definitiv bezahlt werden. In der Regel handelt es sich um eine Kombination aus den ersten Grundgehältern und dem Bonus bei Vertragsunterschrift, manchmal kombiniert mit dem Kaderbonus (siehe unten).

Wird ein Spieler entlassen, bevor das ihm vertraglich garantierte Geld ausgezahlt wurde, muss er dieses Geld trotzdem noch erhalten. Alles was über das garantierte Gehalt hinaus geht, ist zunächst nur eine theoretische Zahl, die oft erst dann fällig wird, wenn der Spieler über die volle Vertragslaufzeit bei einem Team bleibt. Denn in der Regel werden garantierte Summen primär in den ersten Jahren eines neuen Vertrags ausgezahlt.

Base Salary (= Grundgehalt)
Die Vergütung, die ein Spieler laut Vertrag während der Regular Season erhält. Der Tarifvertrag zwischen NFL und Spielergewerkschaft definiert das Mindestgrundgehalt. Der Gehaltsscheck eines Spielers entspricht in einer Saison mit 17 Spielen genau 1/18 seines Grundgehalts. Wird ein Spieler für eine Partie suspendiert, verfällt 1/18 seines Grundgehalts.

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Signing Bonus (= Bonus bei Vertragsunterschrift)
Das Geld, das ein Spieler für seine Unterschrift unter einem Vertrag erhält. Diese Summe wird typischerweise innerhalb der ersten zwölf bis 18 Monate ausgezahlt. Sie wird anteilig über alle Vertragsjahre mit dem Salary Cap verrechnet. Beispiel: Ein Spieler erhält bei Unterschrift unter einem Fünfjahresvertrag einen Bonus von $50 Millionen. Um den Salary Cap in der Saison der Unterschrift nicht zu stark zu belasten, wird der Bonus in fünf Posten von jeweils $10 Millionen aufgesplittet – obwohl er längst in Gänze an den Spieler ausgezahlt wurde.

Weitere Boni

  • Roster Bonus (= Kaderbonus): Die Vergütung, die ein Spieler erhält, wenn er zu einem bestimmten vertraglich festgelegten Zeitpunkt zum Kader des Teams gehört.
  • Per-Game Roster Bonus (= Spieltags-Bonus): Ein Spieltags-Bonus wird an jedem Spieltag ausgeschüttet, an dem der Spieler im aktiven Kader seines Teams ist.
  • Option Bonus (= Vertragsoption): Diese Regelung ist eine Klausel im Vertrag, die dem Team (oder manchmal auch dem Spieler) die Möglichkeit gibt, den Vertrag gegen eine Bonuszahlung automatisch zu verlängern.
  • Workout Bonus (= Trainingsbonus): Die Vergütung, die ein Spieler erhält, wenn er an einem vertraglich festgelegten Bruchteil der Offseason-Trainingseinheiten teilnimmt.
  • Reporting Bonus (= Meldebonus): Die Vergütung, die ein Spieler erhält, wenn er zu einem vertraglich festgelegten Datum für Teamaktivitäten auf dem Trainingsgelände anwesend ist.
  • Incentives (= Anreize): Finanzielle Belohnungen für individuelle Meilensteine eines Spielers. Sie werden unterteilt in realistische Anreize (LTBE = "likely to be earned") und unrealistische Anreize (NLTBE = "not likely to be earned") auf Basis der Team- oder Spielerleistung in der Vorsaison. Beispiel: Ein Running Back erhält als Incentive $500.000, wenn er in der neuen Saison über 1.000 Rushing Yards schafft. Sofern er in der Vorsaison die 1.000-Yard-Marke bereits geknackt hatte, wird der Anreiz als LTBE eingestuft – Wiederholung realistisch. Hatte der Spieler aber in der Vorsaison die 1.000 Yards nicht geschafft, wird der Anreiz als NLTBE eingestuft. Aber warum diese Unterscheidung? LTBE-Anreize werden in der Regel in den Salary Cap mit eingerechnet, NLTBE-Anreize hingegen nicht.
  • Salary Escalators (= Gehaltsaufschlag): Ähnelt den Incentives, da der Aufschlag durch das Erreichen vorbestimmter Ziele ausgelöst wird. Hat sich ein Spieler einen Escalator verdient, bekommt er in einer oder mehreren kommenden Vertragsjahren eine Gehaltserhöhung. Verträge können andersrum auch sogenannte Salary De-Escalators enthalten, die das Gehalt vermindern, wenn ein Spieler ein Ziel nicht erreicht.
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Cap Hit (= jährliche Belastung des Salary Cap)
Mit wie viel Geld ein Spieler den Salary Cap "belastet", berechnet sich am Beispiel von Matt Judon in der Saison 2023 aus folgenden Posten:

  • Grundgehalt: $11 Millionen PLUS
  • anteiliger Bonus bei Vertragsunterschrift (vgl. Signing Bonus): $5,607,222 PLUS
  • Spieltags-Bonus: $1 Millionen PLUS
  • Sonstige Boni: $500.000 
  • = Cap-Belastung: $18.107.222, was 8,2 Prozent des Salary Cap 2023 ausmacht

Dead Money (= verlorenes Geld)
Mit Dead Money wird Gehalt bezeichnet, das ein Team einem Spieler bereits bezahlt oder vertraglich zugesichert hat (Unterschriftsbonus, garantierte Grundgehälter, weitere Boni etc.), das aber noch nicht mit dem Salary Cap verrechnet wurde. In der Business-Welt spricht man von "versunkenen Kosten", also von Geld, das nicht mehr zurückgewonnen werden kann.

Grundsätzlich gilt: Alles Geld, das ein Team an einen Spieler bezahlt, muss mit dem Salary Cap verrechnet werden. Befindet sich Dead Money in einem Spielervertrag und er wird entlassen oder beendet seine Karriere, wird dieses Geld mit dem Salary Cap verrechnet. 

Noch einmal das Beispiel von Matt Judon: Was passiert, wenn die Patriots Matt Judon nach der Saison 2023 entlassen, also vor dem regulären Ende seines Vertrags nach der Spielzeit 2024? Dann bleibt New England auf Dead Money sitzen, das sich so berechnet:

  • komplettes bislang ausgezahltes Gehalt: ungefähr $44.500.000 PLUS
  • verbleibende garantierte Summe $0 MINUS
  • bisheriger Cap Hit über alle Vertragsjahre: $38.716.306
  • = Dead Cap: $5.607.223 (auf diese Weise könnten die Patriots das nicht garantierte Grundgehalt 2024 ($9,5 Mio.) und den Spieltagsbonus 2024 ($1 Mio.) einsparen)

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